Autismus – Therapiemöglichkeiten

    Störungen des autistischen Spektrums sind angeboren und gelten nach heutigem Wissensstand als nicht heilbar. Allerdings können verschiedene Therapieansätze wesentlich dazu beitragen, dass die Betroffenen trotz ihrer Behinderung ein erfülltes und bis zu einem gewissen Grad gesellschaftlich integriertes Leben führen können. Abhängig von der Ausprägung und Schwere der Störung stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung.

    Eine zentrale Rolle spielen verhaltenstherapeutische Ansätze. In den letzten Jahren sprechen sich jedoch auch immer mehr ganzheitliche Mediziner sowie Eltern betroffener Kinder dafür aus, dass verschiedene Ernährungsgewohnheiten und die gezielte Supplementation mit bestimmten Nährstoffen einen auffällig positiven Effekt auf die Entwicklung und die sozialen Fähigkeiten von Autisten ausüben können.

    Gezielte Förderung durch therapeutische Intervention

    Trotz intensiver Forschungsarbeit stehen bis heute keine gezielten schulmedizinischen Behandlungsansätze zur Verfügung, um die Symptome von Störungen des Autismus-Spektrums medikamentös zu heilen. Die Gabe von Medikamenten ist lediglich sinnvoll, um mit der Störung einhergehende Verhaltensauffälligkeiten zu verbessern oder die Symptome von Begleiterkrankungen zu lindern. Die Behandlung von Autismus basiert daher in erster Linie auf verschiedenen Therapiemöglichkeiten, die die sprachlichen, kognitiven und sozialen Fähigkeiten der Betroffenen stärken. Dies erhöht die Chancen des Autisten, innerhalb der Gesellschaft ein Leben zu führen, das die soziale Interaktion mit Mitmenschen im privaten und beruflichen Umfeld miteinschließt.

    Damit solche Therapieansätze langfristig den gewünschten Erfolg bringen, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Therapeuten, Pädagogen, Eltern und Patienten eine wichtige Grundvoraussetzung. Dies bedeutet eine umfassende Betreuung des Autisten, die neben der Therapie auch regelmäßige Beratungsgespräche und die intensive Analyse der Interaktionsmuster innerhalb der familiären und schulischen Umgebung miteinbezieht. Jede Verhaltenstherapie sollte stets darauf abzielen, für den Autisten eine Brücke zu jener Welt zu bauen, in der er lebt.

    Sprachentwicklung und soziale Fähigkeiten durch Frühförderung

    Die Frühförderung spielt in der Verhaltenstherapie von Störungen des Autismus-Spektrums eine zentrale Rolle. Besonders bewährt haben sich die Involvierungstherapie sowie verschiedene Ansätze innerhalb der multifunktionellen Fördertherapie. Diese Behandlungsansätze umfassen verschiedene, bis ins kleinste Detail durchdachte Methoden, die auf vielen Ebenen und Schritt für Schritt das Lernrepertoire eines autistischen Kindes erweitern. Ganz gleich, welche Therapieform abhängig von der Art und Ausprägung der autistischen Störung zur Anwendung kommt, je früher im Leben des Betroffenen sie beginnt, desto eher lassen sich die entwicklungsbedingten Einschränkungen gezielt behandeln.

    Die Frühförderung spielt eine wesentliche Rolle und hat einen nachweislich positiven Einfluss auf die kognitiven Fähigkeiten des Patienten. Eine bereits im Kleinkindalter angewandte Verhaltenstherapie basiert zunächst auf einer gezielten Förderung der Sprache, sowohl in der spontanen Anwendung als auch in Bezug auf deren kontinuierlichen Erwerb. Im Vergleich zu Autismus-spezifischen Therapieansätzen im Schul- und Jugendalter sind Frühförderungsprogramme sehr gut erforscht und evaluiert.

    Im Kleinkindalter können Autisten im Rahmen der Frühförderung gezielt motiviert und angeleitet werden, ein für Kinder natürliches Verhalten in Bezug auf das Spielen und die Interaktion mit Gleichaltrigen zu erlernen. In Kleingruppen werden die Aufmerksamkeit, der richtige Umgang mit Spielzeug sowie die Imitation verschiedener Handlungen auf spielerische Weise trainiert. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Frühförderung sind die sprachliche Entwicklung sowie der bewusste Einsatz der Kommunikation – sowohl auf verbaler als auch auf nonverbaler Ebene.

    Die Frühförderung kann ab einem Alter von zwei bis drei Jahren beginnen und dauert in der Regel bis zur Einschulung. Abhängig von der Ausprägung der Störung und der individuellen Persönlichkeit des kleinen Patienten kommen in der Frühförderung verschiedene Methoden zur Anwendung, um Alltagssituationen zu üben, ohne dass das Kind überfordert wird. In vielen Fällen schließt die Therapie neben einer Förderung zum Erwerb des aktiven und passiven Wortschatzes und Erlernen eines korrekten Umgangs mit Lernmaterialien und Spielzeug auch das Training alltagsbezogener Fertigkeiten oder den Umgang mit Zwängen und Ängsten mit ein.

    Abhängig von den Lernfähigkeiten des jeweiligen Patienten kommen verschiedene Methoden zum Einsatz. Bei schwächer ausgeprägtem Autismus, insbesondere bei Vorliegen eines Asperger-Syndroms, erlernen viele Kinder kognitive und soziale Fähigkeiten von sich aus schnell, ohne dass diskrete Lernformate zur Anwendung kommen müssen. In solchen Fällen können in der Verhaltenstherapie hochstrukturierte Methoden zum Einsatz kommen, die als Grundlagen für ein natürliches und zufälliges Lernen in Bezug auf alltägliche Schlüsselverhaltensweisen dienen.

    Bei vielen Kindern ist es jedoch notwendig, im Rahmen eines durch kleine Schritte und ständige Wiederholungen geprägten Anleitens ein angemessenes Verhalten zu trainieren. Dies funktioniert durch ein Zusammenspiel von Führung sowie Verkettung und Modifikation der einzelnen Handlungen. Alle in der Therapie erarbeiteten Modelle werden idealerweise auch im familiären beziehungsweise häuslichen Umfeld sowie im Kindergarten- oder Schulalltag zusätzlich intensiviert. Die Mitarbeit der Eltern und Pädagogen steigert die Anzahl der Therapieeinheiten und bietet dem Kind viele Gelegenheiten, das Erlernte alltagsbezogen anzuwenden.

    Therapiemöglichkeiten von Autismus im Schul-, Jugend- und Erwachsenenalter

    Nach dem Kleinkindalter kommen bei Betroffenen, die über kognitive Fähigkeiten verfügen, verschiedene Arten von Autismus-spezifischen Trainings zur Stärkung der sozialen Kompetenzen zur Anwendung. Als besonders effizient erweisen sich Gruppentrainings, denn diese schaffen den richtigen Rahmen, um Interaktionen gezielt zu üben. Darüber hinaus können im Zuge von Kompetenztrainings auch die bewusste Planung von Handlungen und der richtige Umgang mit Frustration und Ärger geübt werden. Solche Gruppentherapieprogramme können in jedem Alter eingesetzt werden und dauern bei ein bis zwei Doppelstunden im Monat in der Regel etwa ein Jahr. Im Kindesalter kann es sinnvoller sein, die Dauer einer solchen Therapie auf sechs Monate zu beschränken. Trainings zum Auffrischen des Gelernten können im Anschluss einmal jährlich oder nach Bedarf alle sechs Monate durchgeführt werden.

    Bei Autisten, die auch unter einer Zwangsstörung leiden, bietet es sich an, begleitend eine klassische kognitive Verhaltenstherapie einzuleiten. Auch solche Methoden sind in der Gruppe deutlich effektiver als in der Einzeltherapie. Sie zeigen vor allem bei Asperger-Patienten mit Angst- oder Zwangsstörungen beachtliche Erfolge, setzen aber ebenfalls voraus, dass die Betroffenen über ein gewisses Maß an kognitiven Fähigkeiten verfügen.

    Unterstützend können Sprache, Sinneswahrnehmungen und die Bewegung auch im Rahmen zusätzlicher Therapieverfahren trainiert werden. Die Logopädie verbessert insbesondere die expressiven Sprachfähigkeiten wie die Verbesserung der Lautstärke und Tonlage beim Sprechen. Erfahrene Ergotherapeuten unterstützen Menschen mit autistischen Störungen dabei, die Feinmotorik, die Kontrolle über den eigenen Körper und den Umgang mit Gegenständen jeder Art nachhaltig zu verbessern.

    Medikamentöse Therapieansätze bei autistischen Störungen

    Die Gabe von Medikamenten ist weder in der Lage, die intensive therapeutische Arbeit mit dem Autisten zu ersetzen, noch die Hauptsymptome von Störungen des Autismus-Spektrums zu behandeln. Allerdings kann ein spezialisierter Mediziner in manchen Fällen eine medikamentöse Behandlung vorschlagen, wenn zusätzlich psychische Nebensymptome wie Ängste, Schlafstörungen, Hyperaktivität oder Depressionen vorliegen. Auch bei selbstverletzendem Verhalten kann die Gabe von Arzneistoffen zur Stabilisierung der seelischen Gesundheit notwendig werden.

    Damit eine medikamentöse Behandlung Erfolg zeigt, sollte der Patient umfassend untersucht werden – idealerweise während eines kurzen Aufenthaltes in einer Fachklinik. Dies setzt jedoch einen äußerst sensiblen Umgang mit dem Patienten voraus, da viele Autisten auf Veränderungen der gewohnten alltäglichen Umgebung problematisch reagieren.

    Abhängig von der Art der psychischen Beschwerden stehen unterschiedliche Präparate zur Verfügung. Schlafstörungen können durch die Gabe von Arzneistoffen auf Serotonin-Basis behandelt werden. Der Wirkstoff Atomoxetin kommt heute bei Hyperaktivität erfolgreich zum Einsatz. Neuroleptika sind die Arzneistoffe erster Wahl bei aggressivem und autoaggressivem Verhalten. Letztlich müssen auch die Eltern genau abwägen, ob die Einnahme der Medikamente, die bei dauerhafter Einnahme teilweise mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden sind, tatsächlich sinnvoll ist.

    Ganzheitliche Überlegungen bei Autismus

    Trotz intensiver Forschungsarbeit sind die genauen Ursachen von Autismus bis heute nicht bekannt. Wissenschaftler vermuten, dass die Erkrankung bereits in der Frühschwangerschaft entsteht und neben genetischen Faktoren vor allem Nährstoffmängel der werdenden Mutter für die Störung verantwortlich sind.

    Eine besondere Rolle dürfte Vitamin D spielen. Viele Eltern beobachten, dass ihre autistischen Kinder während eines Sommerurlaubes am Meer schlagartig ein deutlich sozialeres Verhalten zeigen und die Autismus-spezifischen Symptome zurückgehen. Studien haben ergeben, dass bei vielen Autisten ein erheblicher Vitamin-D-Mangel vorliegt. Eine Supplementation mit einem hochwertigen Vitamin-D-Präparat sollte in solchen Fällen in Erwägung gezogen werden. Allerdings darf dies nur unter ärztlicher Aufsicht und nach einer umfassenden Untersuchung erfolgen, da eine Überdosierung mit schweren Nebenwirkungen verbunden ist.

    Eine weitere ganzheitliche Maßnahme, die in den letzten Jahren zunehmend diskutiert wird, ist die Umstellung der Ernährung von autistischen Kindern. Erfahrungsberichte einiger Eltern zeigen, dass der konsequente Verzicht auf kaseinhaltige Lebensmittel – insbesondere Kuhmilch – sowie Gluten einen nachhaltig positiven Effekt auf die Entwicklung von autistischen Kindern und die Symptome von Jugendlichen und Erwachsenen mit Autismus haben kann. Tatsächlich haben wissenschaftliche Untersuchungen ergeben, dass Menschen mit Autismus auffallend häufig unter Zöliakie und anderen Lebensmittelunverträglichkeiten sowie einer deutlich geschwächten Darmflora leiden. Dies legt nahe, dass ein Zusammenhang zwischen der Darmgesundheit und den autistischen Symptomen zumindest nicht ausgeschlossen werden darf.

    Auch die ketogene Ernährung, die auf einer deutlich reduzierten Zufuhr von Kohlenhydraten zugunsten einer erhöhten Aufnahme von Fett basiert, wird zunehmend als effektive alternative Maßnahme zur Behandlung von neurologischen Störungen diskutiert. Obwohl keine wissenschaftlichen Studien zu diesem Thema vorliegen, kann eine Ernährung ohne Kasein und Gluten beziehungsweise eine ketogene Diät möglicherweise dazu beitragen, die dem Autismus und anderen Erkrankungen wie ADHS oder Epilepsie zugrundeliegenden neurologischen Symptome auf ganzheitliche Weise zu mildern. Eltern autistischer Kinder, die eine solche Diät in Erwägung ziehen, sollten im Vorfeld jedoch unbedingt den behandelnden Arzt konsultieren, um das Risiko für Mangelerscheinungen zu minimieren.

    Information: Mit einem Sternchen(*) oder mit der Bezeichnung "Partnerlink" gekennzeichnete Links sind sogenannte Affiliatelinks. Weitere Info: Was sind Affiliatelinks?
    Diesen Beitrag teilen
    Wichtiger Hinweis: Die auf www.gesundheittipps.net vorgestellten Inhalte wurden zu rein informellen Zwecken erstellt. Sie ersetzen IN KEINER WEISE eine professionelle medizinische Untersuchung, Beratung und Behandlung. Bitte beachten Sie dazu den Haftungsausschluss bezüglich medizinischer Themen.