Frauen können sich eigentlich glücklich schätzen. Ihnen ist schon seit jeher klar, dass bei ihnen irgendwann ab Mitte vierzig, Veränderungen des Hormonspiegels eintreten, die unangenehme Symptome mit sich bringen, welche schließlich zu einem Wendepunkt in ihrem Leben führen: die Wechseljahre.
Dieses Wissen um die Wechseljahre, als einen glücklichen Umstand zu bezeichnen mag zwar befremdlich klingen, aber die Möglichkeit über ein ärztlich dokumentiertes Ereignis zu reden ist befreiend. Außerdem können Frauen sich einander bemitleiden und sich mit ihrem Arzt beraten, um Hilfe im Umgang mit den unangenehmen Symptomen zu erhalten.
Klimakterium virile auch Andropause genannt
In Bezug auf ihre Beschwerden, die meist während der Midlifekrise auftauchen, genießen Männer jedoch nicht diese Form der Unterstützung. In der Tat ist das Klimakterium virile oder Andropause genannt, nicht einmal als begründetes medizinisches Phänomen allgemein anerkannt.
Es gibt verschiedene Gründe dafür, warum man dem Begriff Wechseljahre des Mannes skeptisch gegenübersteht.
Wechseljahre beim Mann – eher ein schleichender Prozess
Erstens handelt es sich um ein viel langwierigeres Ereignis, als bei der Menopause der Frau. Während bei Frauen ein messbarer und deutlicher Rückgang des Östrogenspiegels ab etwa Mitte vierzig stattfindet, beginnt der Testosteronspiegel beim Mann bereits ab dem 30. Lebensjahr sehr langsam zu fallen. Da die Veränderung des Hormonspiegels bei Männern ganz anders abläuft, treten die Begleitsymptome auch erst allmählich in Erscheinung. Beispielsweise kann eine Frau an sich selbst plötzlich feststellen, dass sie missmutig oder depressiv ist, und auf diese Weise darauf aufmerksam werden, dass bei ihr eine Veränderung im Gange ist. Aber da das Aufkommen der Symptome beim Mann viel länger dauert, weil der Prozess schleichend voranschreitet, kann er auch keine plötzliche Veränderung bei sich feststellen.
Zweitens ist das Klimakterium virile bzw. die Andropause nicht so etwas Endgültiges, wie es die Wechseljahre für Frauen sind. Wenn der Östrogenspiegel einer Frau hinreichend rückläufig ist, wird sich ihr Menstruationszyklus einstellen. Danach wird sie nicht mehr in der Lage sein, Kinder zu gebären. Da ihre Eierstöcke keine Eizellen mehr produzieren, wird sich in ihrem Uterus keine Schwangerschaft entwickeln. Sie ist wirklich dabei, eine Wandlung des Lebens zu erfahren: Sie hat die Wandlung von einem fruchtbaren hin zu einem fortpflanzungsunfähigen Menschen durchschritten.
Beim Mann ist dies nicht so. Männern ist es weiterhin möglich bis in ihre 80er Jahre genügend Testosteron zu produzieren, um Nachwuchs zu zeugen. Auch dann, wenn es dem Mann nicht möglich sein sollte, den Geschlechtsakt zu vollziehen, kann sein Sperma mit den Samenzellen zur künstlichen Befruchtung einer Eizelle dienen.
Der Hauptgrund, warum Wissenschaftler die Andropause mit Zurückhaltung diskutieren, liegt vielleicht darin, dass bei Männern dieser Lebensumbruch nicht in dem Ausmaß zum Ausdruck kommt, wie das bei Frauen der Fall ist.
Drittens neigen Männer naturgemäß dazu, über Symptome zu schweigen. Um in den Wechseljahren Unterstützung zu finden, stehen Frauen zahlreiche Selbsthilfegruppen, spezielle Literatur und medizinische Experten zur Verfügung. Jahrzehntelang wurden weltweit Studien über Nutzen und Risiken der Hormonersatztherapie zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden durchgeführt.
Frauen bringen ihr Leid zum Ausdruck, sie klagen über ihre Eigenheiten und Beschwerden und machen auch gelegentlich ihre Späße darüber. Währenddessen Männer ihre Beschwerden im Stillen ertragen. Es gilt nicht als männlich, über Probleme wie Haarausfall, Gewichtszunahme, Erektionsstörungen, Schlaflosigkeit oder Depressionen zu jammern. Und welcher Mann würde jemals über seine schwindende Libido diskutieren wollen? Frauen reden darüber, Männer hingegen ertragen die Situation schweigend. Die traurige Tatsache ist jedoch, dass die Bewältigung oftmals einfacher ist, wenn professionelle Unterstützung ungezwungen beansprucht werden kann.
Die natürlichen hormonellen Abläufe die mit zunehmendem Alter einhergehen als Tatsache zu akzeptieren, ist zweifellos für Männer die Grundvoraussetzung, um mit den damit verbundenen körperlichen Veränderungen umzugehen. Wer auf einen ausgeglichenen Lebensstil achtet, sich gesund ernährt, reichlich bewegt, Stress weitgehend vermeidet, für ausreichend Nachtruhe sorgt, möglichst auf das Rauchen verzichtet, und Alkohol nur mäßig konsumiert oder ganz darauf verzichtet, schafft die besten Voraussetzungen, um der Beschleunigung des natürlichen körperlichen Abbaus entgegenzuwirken.
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